Keine Flucht nach Sagaland: der Tagesspiegel spielt nicht mit

Tagesspiegel-Redakteurin Katja Demirci möchte nichts spielen. 56 Prozent der jungen Erwachsenen in Deutschland spielen Gesellschafts- und Kartenspiele und sechs bis zehn Spiele gebe es in jedem Haushalt, wundert sie sich. „Leute, was ist los mit euch?“, ruft sie. Was ist los mit dem Tagesspiegel?, frage ich mich an der Stelle. Dass Dermirci nicht mitspielen möchte, sei dahingestellt. An meinem Tisch darf eh nur mitmachen, wer Spaß daran hat. Wenn jemand mitspielen würde, weil er oder sie anderen einen Gefallen tun möchte, ist das Murks. Aber was sagt uns es, dass es dieses Thema in die Samstagsausgabe dieser renommierten Berliner Tageszeitung schafft?

» Tagesspiegel: „Mensch ärgere Dich nicht? Doch!“

Sagaland

Eine Flucht nach Sagaland ist keine Option, betont Katja Demirci.

Früher war Spielen etwas für Kinder. Da haben Erwachsene eh nur dann gespielt, wenn sie dies gemeinsam mit ihren Kindern taten. Das hat sich geändert – so drastisch, dass Katja Demirci das Gefühl hat, unter Rechtfertigungsdruck zu geraten. Für diese Rechtfertigung hat sie sogar ein Forum gefunden. Brettspiele haben zumindest in Berlin eine offenbar so breite gesellschaftliche Verankerung, wie ich sie mir immer erhofft habe.

„Gemeinsames Spielen verbindet“, weiß auch Katja Dermirci, die trotzdem bei ihrer Ablehnung bleibt. Sie würde lieber Bücher lesen oder Musik hören. Ob sie auch lieber auf ihrem Smartphone daddelt, während die anderen an Küchentischen oder in Spielecafés zusammenkommen, wissen wir nicht. Bevor die Journalistin sich mit einer Spielregel auseinandersetzt, diskutiert sie lieber die Rentenfrage. Da mache ich gerne mit. Aber nicht stattdessen. Und über den frechen Satz, „Spieleabende sind eine Erfindung von Menschen, die auch das erste Treffen mit den Schwiegereltern für das Größte hielten“, müssen wir auch mal diskutieren.