Alt-neue Verlage: verwickelte Unternehmensentwicklungen

Die Verlagsnamen ändern sich, die handelnden Personen sind dieselben. Mit Deep Print Games haben Peter Eggert und Philipp El Alaoui einen neuen Verlag gegründet. Das erste Spiel dieses Verlags heißt Renature und enthält Dominosteine – was eine passende Analogie zur Entstehungsgeschichte von Deep Print Games ist.

Der erste Dominostein wurde bereits 2016 angestoßen. Damals verkauft die Frankokanadierin Sophie Gravel ihren Verlag F2Z Entertainment (mit den Marken Filosofia und Z-Man) an das Pariser Unternehmen Asmodee. Ein Jahr später startet Gravel einen neuen Verlag, PlanB Games, und landet sofort einen großen Hit: Azul, das Spiel des Jahres 2018.

Dies gelingt deshalb, weil PlanB unmittelbar nach seiner Gründung die Hamburger Eggertspiele kauft, in dessen Redaktion Azul zu einem Erfolgsspiel geformt wird. Peter Eggert und Philipp El Alaoui bleiben an Bord und begleiteten den Werdegang von PlanB Games, zu denen ihr Eggertspiele-Verlag und kurz darauf auch die neu gegründete Marke Next Move gehört. Außerdem beteiligt sich Pegasus Spiele indirekt an der Partnerschaft, die schon für Eggert den Vertrieb besorgten und diese Tätigkeit auf sämtliche PlanB-Marken ausweiten.

Viktor Kobilke, der als Redakteur für Azul verantwortlich zeichnete, verlässt PlanB als erster und schloss sich Matthias Nagy und seinem Berliner Frosted Games-Verlag an. Eggert und El Alaoui folgen ihm nun, indem sie gemeinsam mit den beiden Deep Print Games aus der Taufe heben. Der hessische Pegasus-Verlag ist hier nicht nur als Vertriebspartner dabei, sondern seine Chefs Karsten Esser und Andreas Finkernagel steigen als Gesellschafter bei der Berliner Neugründung mit ein.

Die zweite Nachricht aus der Verlagswelt kommt in diesem Monat aus Brüssel und Paris: Asmodee hat Repos Production übernommen. Miteinander verbunden waren die beiden Verlage schon vorher, denn Asmodee hat die Spiele des Brüsseler Verlags in Kommission vertrieben, und bei der Asmodee-Tochter in Essen wurden die Repos-Spiele für den deutschsprachigen Markt lokalisiert. Dazu gehört insbesondere Just One, das Spiel des Jahres 2019.

Die Repos-Gründer Cédrick Caumont und Thomas Provoost, im Impressum der Spielanleitungen als „die Sombrero-tragenden Belgier“ bezeichnet, gehen getrennte Wege. Provoost wird bei Asmodee künftig deren weitläufiges Geflecht von Studios koordinieren, zu denen nun auch Repos Productions gehört. Und Caumont gründet mit Captain Games ein neues Unternehmen.

Das Muster, seinen Verlag – hoffentlich mit einem angemessenen Gewinn – zu verkaufen und anschließend einen neuen zu gründen, kommt in der Brettspielwelt häufiger vor. 2017 geht der Heidelberger Spieleverlag in der Asmodee-Gruppe auf, und der vormalige Verlagschef Heiko Eller-Bilz wird Geschäftsführer des nun als Studio weiterarbeitenden unselbstständigen Unternehmens, das unter dem Namen Heidelbär Games firmiert. 2019 entscheidet sich Eller-Bilz dafür, wieder sein eigener Chef sein zu wollen und wählt den ungewöhnlichen Rückwärtsgang, um seine Heidelbären aus Asmodee herauszulösen.