Cosmic Factory und Nine Tiles Panic

Flottes Quadratepuzzeln: Cosmic Factory vs. Nine Tiles Panic

Zwei Spiele, gleiche Grundidee: Die eigenen neun Carcassonneähnlichen Plättchen im Wettstreit mit den Gegnerinnen und Gegnern bei laufender Sanduhr zu einem Quadrat zusammenlegen! Warum sich beide Spiele um Sciencefiction-Motive drehen – mal ernst, mal humorvoll – ist schwer zu erklären. Bei so interessanten Spielen wie diesen wünsche ich mir eigentlich, dass sie auch thematisch ein breiteres Publikum ansprechen. Nine Tiles Panic und erst recht Cosmic Factory haben – spielerisch betrachtet – das Zeug dazu.

Cosmic Factory

Cosmic FactoryNeun Plättchen werden pro Spielerin und Spieler aus dem Beutel gezogen und anschließend gedrafted: Das heißt, man wählt drei aus, gibt die anderen an seinen Nachbarn weiter, und wählt erneut drei. So hat man einen gewissen Einfluss darauf, was man in ein Drei-mal-drei-Raster auf den Tisch legt. Sofort wird die 60-Sekunden-Sanduhr umgedreht. Nun kommt es darauf an, Gebiete mit möglichst vielen orangen, vielen blauen und vielen grünen Planeten zu bilden. Außerdem kann man noch darauf achten, dass die Asteroidenstraße möglichst viele Plättchen quert. Dafür gibt es anschließend Punkte, die garantiert für den Sieg zählen. Bei den Planetengebieten ist das nicht so klar. Nach fünf Runden, dann ist Schluss, werden nämlich die beiden besten Ergebnisse eines Spielers gestrichen. Es gilt also, in grün, blau, orange möglichst gleichhohe Ergebnisse zu erzielen, was eine spannende Herausforderung ist. Außerdem gefällt mir diese Regelung, weil dadurch meist nicht so ganz klar zu erkennen ist, wer bereits uneinholbar vorn liegt oder abgeschlagen ins Hintertreffen geraten ist. Das ist nämlich die Gefahr bei einem Spiel, in dem man unter hohem Zeitdruck eine Art Puzzle zu lösen hat: Die einen haben dafür ein besonderes Talent, andere sind talentfrei. Cosmic Factory belohnt aber nicht nur die Schnellpuzzler, sondern auch das taktisch kluge Vorgehen – insbesondere wenn beim Plättchendraften auch noch etwas Glück dazukommt.
Für jede der fünf Runden wird eine Spielkarte gezogen, die je eine Regelmodifikation bedeutet. Diese ist mal wenig bedeutsam – ein Punkt mehr für jedes orange Gebiet – oder sorgt für kreative Abwechslung, wenn man statt des Drei-mal-drei-Quadrats eine Neun-mal-eins-Reihe legen soll. Für Anfängerrunden kann man die Regelmodifikationen auch weglassen, empfiehlt die Anleitung. Cosmic Factory ist ein klasse Erlebnis, das sich flott spielen lässt. Es überzeugt darüber hinaus durch seine interaktiven Momente, nicht nur beim Draften: Wer glaubt, er hat das größte Planetengebiet einer Farbe geschaffen, schnappt sich den entsprechenden Marker und wird belohnt.

Nine Tiles Panic

Nine Tiles PanicKeinen Glücksfaktor gibt es bei Nine Tiles Panic, dessen deutsche Ausgabe soeben erschienen ist. Wir haben alle die gleichen neun doppelseitigen Plättchen, die wir aneinanderlegen. Primäres Ziel: Die darauf abgebildeten Straßen müssen passen. Wer dieses Ziel nicht erreicht und ein Straßenstück als Sackgasse enden lässt, statt sie aus der Stadt rauzuführen, ist erst einmal raus. Null Punkte. Sekundäres Ziel: Aufgabenkärtchen erfüllen und dafür Pluspunkte kassieren. Gleich drei dieser Kärtchen werden aufgedeckt. Beispiele: 1. Die Stadt mit den wenigsten Straßen – hier sollte man sie also möglichst so zusammenhängend bauen, dass eine einzige Verkehrsverbindung entsteht. 2. Die meisten Hunde in der Stadt – da auf den Plättchen nicht nur Wege, sondern auch Häuser, Mädchen, Hunde et cetera zu sehen sind, kann man diese zählen. 3. Die meisten Hamburger vor einem Alien – das ist ein bisschen kompliziert, deshalb will ich hier nicht ins Detail gehen. Tatsächlich: Es gibt Hamburger, die von Aliens verspeist werden, welche wiederum von Agenten gejagt werden. Man muss sich sehr gut einprägen, welche drei Aufgaben in den Hektikminuten gefragt sind. Das ist nicht einfach. Die Altersangabe „ab 7“ ist jedenfalls aus der Luft gegriffen, denn man muss schon sehr gut sinnentnehmend lesen und verstehen können, damit das klappt. Wer es als Schlechtester schafft, bekommt immerhin einen Punkt, die besseren Mitspielenden je einen Punkt mehr. Beim recht häufigen Gleichstand entscheidet der Reihenfolgemarker. Wer zuerst fertig war, hat sich die „1“ geschnappt und die 90 Sekunden Sanduhr gestartet, um die Mitspielenden unter Druck zu setzen.
Wer’s nicht blickt, liegt ganz schnell weit hinten. Die Null-Punkte-Strafe ist frustrierend. Allerdings dauert das Spiel oft nur drei Runden, also meist kaum länger als 15 Minuten. Nine Tiles Panic ist ganz schön anspruchsvoll, es wirkt wie eine Knobelaufgabe. Wem das liegt, der mag das Spiel.

Cosmic Factory. von Kane Klenko. Board Game Circus
Nine Tiles Panic. von Jean-Claude Pellin und Jens Merkl. Oink Games