1918–2018: Les Poilus und die Grauen des Ersten Weltkriegs

1918, vor 100 Jahren, endete der Erste Weltkrieg. Das kooperative Les Poilus lässt einen die Schrecken des Stellungskrieges an der Westfront nachempfinden (eine ausführliche Besprechung habe ich für die spielbox 6/17 geschrieben). Jetzt haben die Spaghetti Western Games gemeinsam mit CMON eine deutschsprachige Neuauflage dieses genialen Titels herausgegeben, die von Asmodee vertrieben wird. Dieser Ausgabe liegt eine neu übersetzte Spielanleitung bei, und auch die Kartentexte wurden überarbeitet.

Zwar wurde bereits die Erstausgabe, die bei dem für die französische Originalausgabe zuständigen Verlag Sweet November erschienen war, mit der á-la-carte-Auszeichnung als bestes Kartenspiel 2017 und einer Empfehlung der Spiel-des-Jahres-Jury prämiert. Denn das Spiel ist tatsächlich so gut. Doch die ursprüngliche Anleitung trübte den Spielgenuss recht erheblich, denn sie sorgte für zu viel Verwirrung, war doppeldeutig, gab unverständliche Hinweise und passte nicht immer zu den Kartentexten. Das ist von der in Essen ansässigen Asmodee-Niederlassung mit der im Oktober erschienenen Neuauflage korrigiert worden.

Eines bleibt aber gleich: Les Poilus zu gewinnen ist eine höllisch komplizierte Aufgabe. Diese ist eher noch schwieriger geworden. Wo man sich in der Erstauflage wegen unpräziser Regeln vielleicht noch durchmogeln konnte, ist jetzt kein Entkommen mehr. Man braucht schon sehr viel Glück, um durch die Grauen des Krieges zu kommen. Ausgerechnet auf den Essener Spieltagen, am Stand der Spiel-des-Jahres-Jury, ist dieser äußerst seltene Zufall passiert. Drei interessierten Standbesuchern habe ich Les Poilus erklärt und direkt gespielt. Vorher habe ich noch davor gewarnt, wie schwierig das Spiel insbesondere in einer Vier-Personen-Runde zu lösen sei. Und dann hat es tatsächlich geklappt, obwohl ich mit meiner Erfahrung den drei Neulingen kaum helfen konnte. Denn bei Les Poilus darf man den Mitspielern nicht verraten, welche Karten man auf der Hand hat.

Ein Sieg ist eine schlechte Ausgangsbasis für das Spiel, das mit einfachen Mitteln das Nachempfinden des Krieges in den Mittelpunkt stellt. Der Schrecken in den Schützengräben passt nicht zu einem Triumph. Eigentlich braucht man viele Runden und verbissene Mitspieler, um dann irgendwann mit Mühe zu gewinnen. Les Poilus ist ein gleichermaßen begeisterndes wie bedrückendes Kartenspiel, dessen Grafiken von Bernard Verlhac – bekannt als Tignous – gezeichnet wurden, der bei dem Terroranschlag auf die Redaktion von Charlie Hebdo ermordet wurde.

Les Poilus: Ist Freundschaft stärker als Krieg? von Fabien Riffaud und Juan Rodriguez. CMON / Spaghetti Western Games