Krasse Kacke ist der erste wirkliche Sommerhit in der Geschichte des modernen Gesellschaftsspiels. Während man die diesjährigen Hitzewochen gemeinhin mit dem Hugel-Remix des Partisanenlieds Bella Ciao in Verbindung bringt, werden Spiele-Liebhaber sich beim Sommer 2018 an Krasse Kacke erinnern. Dieses soeben erschienene Kartenspiel kommt überall auf den Tisch, es ist schnell, lustig und windbeständig. Denn die Spielkarten sind aus dicker Pappe, denen macht eine der wenigen erfrischenden Böen selten etwas aus.
„Es war nicht mein Hamster“, wehrt sich ein Spieler gegen den Vorwurf, sein Haustier hätte im Wohnzimmer den Kackhaufen hinterlassen. „Es war dein Papagei!“ Hektisch suchen die Mitspieler nach der Papageienkarte in ihrer Hand, um sie als erster auf den Stapel in der Tischmitte zu werfen. Die Reaktionsschnellsten sind bald völlig entlastet, weil sie keine Karten mehr haben. Sie haben Zeit, den hektisch entstandenen Kartenstapel jetzt sorgfältig zusammenzuschieben. Die anderen sind ziemlich kleinlaut geworden. „Es war nicht mein Kaninchen. Vielleicht war es deine Schildkröte?“ Netter Versuch. Doch da niemand mehr eine Schildkröte auf der Hand hat, ist das Kaninchen der Übeltäter.
Krasse Kacke ist ein Riesenspaß, insbesondere für Erwachsene. Kinder sollten schon zehn Jahre alt sein, wenn sie mit Älteren mithalten wollen. Hier müssen gleichstarke Gegner den Kampf aufnehmen.
Und wo ist die ästhetische Zumutung? Wegen der Kacke im Titel? Nein. Es sind die üblen Knicke in den Karten. Zack, peng, bum – und erneut muss eine Karte unter den wütenden Spielern leiden. Das lässt sich überhaupt nicht verhindern, denn Zartbesaitete haben bei Krasse Kacke nichts verloren. Leuten, die ansonsten ihre Spielkarten „sleeven“ (in Hüllen stecken), schießen die Tränen in die Augen. Anderen Mitspielern ist das egal. Hier wird einfach nur gespielt.
Krasse Kacke. von Jonathan Favre-Godal. Pegasus Spiele