Spiel ’18

Spiel ’18: Zeichen für wachsendes Selbstbewusstsein

Die Entwicklung der Essener Spieltage fasziniert weiterhin. Begonnen hatte es als spielbox-Lesertreff in der VHS Essen – heute strömen weit mehr als 100.000 Menschen in die noch mal erweiterten Messehallen. Die Spiel ist die bedeutendste Brettspielveranstaltung der Welt und blickt auf eine Internationalisierung zurück, deren Ausmaße man sich vor einigen Jahren nicht hätte vorstellen können. Die Internationalisierung schreitet immer noch voran – und das passte zu dem Motto, das die deutschsprachige Spieleszene in diesen Messetagen beherrscht hat: „Spielend für Toleranz“. Diese Initiative gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit war auf T-Shirts, Bannern, Buttons und Plakaten zu sehen. Nicht nur die übergroße Mehrheit der Spieleberichterstatterinnen und -berichterstatter hat sich ihr angeschlossen, sondern auch die in der Spiele-Autoren-Zunft (SAZ) zusammengeschlossenen Autorinnen und Autoren sowie ein paar Verlage. „Das Spiel ist das Medium der Empathie“, stellte Synes Ernst, ehemaliger Vorsitzender des Spiel des Jahres e.V. fest. Und Martin Klein, stellvertretender Vereinsvorsitzender, erklärte auf einem Empfang am Rande der Spieltage, dass sich der Verein Spiel des Jahres für ein „offenes, faires, gleichberechtigtes und respektvolles Miteinander und gegen jede Form von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit“ ausspricht.

» Kreiszeitung: Spiel des Jahres-Vorsitzender Schrapers über Faszination und Kulturgut
» spielen.de: Gespräch mit Harald Schrapers, Vorsitzender der Jury Spiel des Jahres

 Amigo gehört wie Pegasus Spiele, Kosmos und Lookout Spiele zu den Verlagen, die sich zu „Spielend für Toleranz“ bekennen

Amigo gehört wie Pegasus Spiele, Kosmos und Lookout Spiele zu den Verlagen, die sich zu „Spielend für Toleranz“ bekennen.

Michael Kiesling: Autogrammstunde beim Blogger-Netzwerk „Beeple“

Azul-Autor Michael Kiesling: Autogrammstunde beim Blogger-Netzwerk „Beeple“.

Noch nie wurde auf einer Spiel so viel über Wert und Bedeutung des Brettspiels gesprochen wie in diesem Jahr, was ein klares Zeichen für mehr Selbstbewusstsein ist. Denn zu oft fühlte sich das analoge Spiel zwischen der „Hochkultur“ und den Computerspielen in einer kleinen Nische gefangen – die es bei näherer Betrachtung nie war. In einer Podiumsdiskussion, die vom Friedhelm Merz Verlag veranstaltet wurde, war die von den „German Style Games“ ausgehende Internationalisierung das Thema. Und in der von der Spiele-Autoren-Zunft (SAZ) organisierten Debatte zum Thema „Kulturgut Spiel“ gab es erstmals einen Dialog mit der Politik: Dort wurde mit Vertretern von CDU, SPD und Grünen über eine deutlich verstärkte gesellschaftliche Anerkennung des Brettspiels gesprochen und man war sich einig, dass dazu eine Aufnahme des analogen Spiels in die Deutsche Nationalbibliothek gehört.

Gab es ansonsten einen Trend auf der Spiel ’18? Jedenfalls ist es nicht das Plastik-Ungetüm Kacka-Alarm, wie es unter anderem die Bild verkündete. Sondern der Trend beginnt beim Spiel des Jahres 2018 – Azul –, bei dem jeder erreichbare Spieltisch dicht umlagert war. Und er reicht bis hin zu „geschichtengetriebenen“ Projekten wie Discovery, bei dem jedes Exemplar als „Unique Game“ unterschiedlich ist. Diese Spannweite macht deutlich: Mehrere einhundert Neuerscheinungen sorgen dafür, dass das analoge Spiel insgesamt im Trend liegt.

» Synes Ernst: Spielend für Toleranz