» tagesschau.de: Brettspiele als digitale Entgiftung
Selbstverständlich ist es erstrebenswert, wenn Menschen nicht ständig vorm Bildschirm sitzen, sondern sich mit anderen treffen: auf dem Bolzplatz oder beim Beachvolleyball, beim Billard oder am Kicker. Gerne bei jeder Tätigkeit die in der deutschen Sprache mit dem Begriff „spielen“ belegt ist. Aber dass dem Brettspiel im Kampf gegen das Computerspiel eine besondere Rolle zukäme, ist überhaupt nicht nachvollziehbar. Es ist eine Frontstellung, wo der Sieger von vornherein feststeht. Daddeln in fantastischen Welten kann man immer und überall, hingegen lassen sich Brett- oder Kartenspiel nur in bestimmten Situation auf den Tisch bringen: Ich brauche nämlich echte Mitspielerinnen und -spieler.
Bei meinen Spielerunden kann das Handy ruhig an bleiben. Entscheidend ist, dass das Spiel so spannend ist, dass man gar nicht auf die Idee kommt, zwischendurch zum Smartphone zu greifen. Wenn die Downtime – die Wartezeit zwischen den Spielzügen – so groß ist, dass man gleichzeitig Nachrichten schreiben oder Timelines durchforsten kann, liegt die Schuld beim Spiel. Und nicht bei einer angeblich digital verseuchten Gesellschaft.