Geo: Warum spielen so wichtig ist für uns

Geo: Spielt mehr!„Einige Menschen verbringen mit einem Brettspiel namens Eclipse einen halben Tag und bilden sich ein, sie eroberten den Weltraum“, wundert sich das Magazin Geo. „Da drängt sich der Gedanke auf, sie vergeudeten beim Spiel ihre Zeit, Tat- und Geisteskraft. Aber wenn Spielen wirklich so überflüssig wäre, hätte die Evolution den Spieltrieb längst ausgemerzt.“

In seiner 16-seitigen Titelgeschichte „Das spielerische Leben“ schreibt die Zeitschrift über „die neue Lust am Brettspiel“ und versucht, das auch wissenschaftlich zu ergründen. Sie bedient sich dabei bei Neurowissenschaftlern, Psychologen, Soziologen und sogar Veterinärmedizinern, die Ratten beim Spielen beobachten. Wirklich erkenntnisreich ist das nicht. Und so muss Geo-Reporterin Diana Laarz zugeben: „Am Ende ist die Antwort auf die Frage, warum Menschen spielen, gar nicht mehr so wichtig. Wir spielen allein um des Spielens willen“, lautet die Schlussfolgerung eines Artikels, der mit aufwändigen Montagen von Spielern und deren Spielen illustriert ist. Egizia, Die Villen des Wahnsinns, Krosmaster, Scythe, Agra und Dominion stehen dabei für typische Spielelemente wie Ressourcenverwaltung und Arbeiter-Einsetzen.

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Geo weist auf einen bei der Unesco vorliegenden Antrag hin, das Spielen in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufzunehmen. „Spiele seien Mittel zur Kommunikation auf zwei Ebenen, heißt es in der Bewerbung. Zum einen findet das Spiel ganz real auf dem Tisch statt. Und zum anderen geht es auf der Metaebene darum, zu spielen ,mit allen Facetten zwischenmenschlicher Verständigung, vom Flirt bis zur Schadenfreude‘“, zitiert Geo. Das Spiel sei das Medium, das all das möglich macht.

„Wer denkt sich so etwas aus?“, fragt das Magazin und stößt auf Klaus Teuber. „Man könnte Die Siedler von Catan auch das ,Spiel null‘ nennen. Nach Klaus Teubers Erfolg gerieten die deutschen Spieleerfinder in einen Rausch. Sie modifizierten Teubers Ideen. Strategie ist wichtiger als Glück. Die Spieler kämpfen nicht direkt gegeneinander, sondern eher um denselben Ressourcenpool. Die Spieler müssen fortlaufend zwischen mehreren Handlungsoptionen entscheiden.“ Deutschland habe mit Spielen, die die Gemeinschaft loben, einen neuen Exportschlager. „Spieler aus der ganzen Welt treffen sich im Oktober auf der Messe Spiel in Essen. Rund 180.000 Besucher rangeln dann wie früher beim Sommerschlussverkauf um die Neuerscheinungen oder stehen Schlange für ein Autogramm eines Mannes namens Michael Menzel“, staunt Geo-Autorin Diana Laarz.

Geo 11/2018„German games gilt weltweit als Gütesiegel für hervorragende Brettspiele. Große Fans sitzen dort, wo man sie am wenigsten vermutet: in den digitalen Zentren der USA. Facebook-Chef Mark Zuckerberg outete sich als Catan-Fan. Das American-­Football-Team Green Bay Packers trifft sich zu Catan-Abenden. In der amerikanischen Actionserie Blindspot preisen die Akteure das Spiel Agricola“, schreibt Laarz.

Brettspieler entscheiden laut Geo nicht auf der Basis von gefühlten Ursache-Wirkung­-Zusammenhängen. „Sie kalkulieren genau. Wie viel Wolle gibt es für eine Einheit Holz? Wie viele Züge genau bewegt sich meine Spielfigur vorwärts?“ Computerspieler würden ungefähre Zusammenhänge oft nur durch Ausprobieren lernen. „Warum und wie Handlung und Folge zusammenhängen, können diese Spieler nur raten. Denn die exakten Regeln kennt nur der Computer“, weiß Diana Laarz. „Brettspieler hingegen haben das Regelwerk immer verinnerlicht. Vor jedem Spielzug simulieren sie im Kopf etliche Varianten. Sie sind der Computer.“