1995 wurde nur über ein einziges Spiel geredet: Die Siedler von Catan. Viele haben schon damals geahnt, dass dieses Spiel ein Kapitel in der Geschichte des Brettspiels sicher hat. Aber dass es ein derart bahnbrechender Meilenstein ist, konnten wir erst später wissen.
Ich hatte das Spiel schon vor 26 Jahren kennengelernt. Wolfgang Lüdtke brachte es als Prototyp mit zum Spieletreff ins Haus der Evangelischen Studentengemeinde Duisburg. Lüdtke war schon damals mit dem Autor Klaus Teuber befreundet und arbeitete mit ihm als Redakteur bei dem Kleinverlag TM Spiele zusammen, heute ist er bei Kosmos beschäftigt. Ob ich wusste, dass meine erste Siedler-Partie ein besonderer, beinahe historischer Moment war? Jedenfalls fieberte ich dem Moment entgegen, an dem ich die fertigen Siedler von Catan in den Händen halten konnte.
Am 2. Mai 1995 ging endlich das Schreiben des Franckh-Kosmos-Redakteurs Reiner Müller bei mir ein, dass das Spiel auf dem Weg sei. Der 2016 verstorbene Müller, er war in den Achtzigern erster Chefredakteur der spielbox, hatte sehr großen Anteil an der Entstehung der Siedler von Catan. Er war es, der auch die Idee hatte, eine ungewöhnliche zweigeteilte Anleitung zum Spiel beizulegen. Trotz dieses erfolgreichen Konzepts blieben Detailfragen offen, wie ein späterer Briefwechsel mit Reiner Müller zeigt.
Gesiedelt haben wir damals in jeder Konstellation, und deshalb kaufte ich mir bald ein zweites Exemplar. Auf dem Cover stand nun nicht mehr der historische Verlagsname Franckh, sondern Kosmos, und es war der Spiel-des-Jahres-Pöppel abgebildet.
Ich benötigte es, weil wir nicht nur zu dritt oder zu viert erleben wollten, sondern auch zu fünft oder sechs. Die dafür vorgesehenen Regelmodifikationen hatte ich bereits in Erfahrung gebracht. Da die Erweiterung noch bis 1996 auf sich warten ließ, markierte ich die weißen und orangenen Siedlungen, Städte und Straßen des Zweitexemplars mit einem Edding, damit zwei weitere SpielerInnen dabei sein konnten.