Die Spiel ’21 ist anders, denn sie findet unter pandemischen Bedingungen statt. Dass sie in diesem Jahr nach der letztjährigen Pause wieder durchgeführt wird, halte ich für die richtige Entscheidung. Denn wir müssen vorerst damit leben, dass Corona so schnell nicht besiegt ist. Die Impfquote ist zu niedrig, Virusvarianten und die globale Entwicklung sind unkalkulierbar. Deswegen ist es jetzt an der Zeit, Veranstaltungen aller Art umzukonzipieren und den Gegebenheiten anzupassen. Manches lässt sich in den digitalen Raum verlagern – aber für analoge Spiele funktioniert das nur unzureichend. Ein Brettspiel muss man anfassen können.
Es wird auf der Spielemesse weniger Teilnehmende als in den Jahren zuvor geben, denn der veranstaltende Friedhelm Merz Verlag wird die Zahl auf 30.000 pro Tage beschränken, was 60 Prozent der Kapazität von 2019 bedeutet. Die sollen sich durch breitere Gänge bewegen, und an den Ständen von größeren Verlagen, die ihre Standfläche ausgeweitet haben, wird es luftiger zugehen: 1,50 Meter Abstand von Stuhllehne bis Stuhllehne. Kleinere Aussteller, die nur eine geringe Fläche angemietet haben, werden ganz auf Spieletische verzichten, weil die Abstandsregeln eh nur einen einzigen erlaubt hätte. Die Durchführung einer solchen Großveranstaltung ist ein Wagnis. Die Messe „Schweißen & Schneiden“, die in der letzten Woche in Essen hätte stattfinden sollen, wurde abgesagt. Und die für Ende des Monats angesetzte „Compounding World“ rechnet eh nur mit 4000 Teilnehmenden. Da sind täglich bis zu 30.000 Spielerinnen und Spieler eine andere Hausnummer. Doch während die NRW-Coronaschutzverordnung für im Freien stattfindende Sportveranstaltungen das Limit bei 25.000 Zuschauerinnen und Zuschauern festlegt (bei kleineren Bundesligastadien sogar niedriger), gibt es für Messen gar keine landesweit gültige Obergrenze. Am Ärgerlichsten ist es, dass es die von Armin Laschet geführte Landesregierung wie so oft an wirksamen Vorgaben für den Gesundheitsschutz fehlen lässt: Statt einer konsequenten 2G-Regelung gilt selbst für große Messen die 3G-Marschroute, Ungeimpfte mit einem nur bedingt aussagekräftigen Schnelltest in die Hallen zu lassen. Auch Laschets CDU-Parteifreund Thomas Kufen, Oberbürgermeister von Essen und Vizechef des NRW-Städtetages, appelliert an die Landesregierung, die Coronaverordnung endlich zu verschärfen. „Für Menschen ab 12 Jahren sollte im Freizeitbereich 2G gelten“, fordert Kufen.