Die Internationalität der Autorinnen und Autoren bei der Preisverleihung des Spiels und des Kennerspiels des Jahres war beeindruckend: Aske Christiansen (Living Forest) war aus Kopenhagen angereist, Paul Dennen (Dune) aus Denver, Hal Duncan und Ruth Veevers (Cryptid) kamen aus dem englischen Norwich, Randy Flynn (Cascadia) stammt aus Seattle, Kei Kajino (Scout) aus Tokio und Aurélien Picolet (Top Ten) aus Nantes. Die Annahme, dass deutschsprachige Spieleautorinnen und -autoren nun auf Dauer in den Hintergrund getreten seien, ist trotzdem falsch. Denn im nächsten Jahr kann es schon wieder anders sein. Zumal in den Vorjahren, als die Preisverleihung in der Nhow Berlin Music Hall pandemiebedingt nur in verkleinerten Rahmen stattfand, mit MicroMacro, Pictures, Paleo und Die Crew vier Spiele deutscher Autoren gewannen.
Zuerst fiel das Tuch beim Kennerspiel des Jahres und Living-Forest-Autor Aske Christiansen kam gemeinsam mit dem Team des französischen Verlags Ludonaute und den Vertretern von Pegasus Spiele, die für die deutsche Ausgabe zuständig sind, auf die Bühne. Seine Freude konnte Christiansen kaum in Worte fassen, so überwältig war er. Er verbinde mit den „brennenden Bäumen“ in Living Forest eine Botschaft, hatte Christiansen zuvor gesagt, als er mir seinem nominierten Spiel das erste Mal auf der Bühne stand. Die ökologischen Fragen seien ihm sehr wichtig, wies der Spieleautor auf die Klimakrise hin. „Wenn niemand Verantwortung übernimmt, kann es für alle sehr schwierig werden“, beschrieb Christiansen einen wichtigen Mechanismus seines Spiels.Randy Flynn stand mit einer dem schottischen Kilt nachempfundene Bekleidung auf der Bühne, wie sie gelegentlich auch von den Menschen getragen wird, die in der nordamerikanischen Cascadia-Region leben. Flynn liebt diese Landschaft, was ein entscheidender Grund dafür gewesen sei, in die dort gelegene Großstadt Seattle umzuziehen, erzählte er. Von Seattle aus ist es nicht weit in das bergige Wandergebiet, das Flynn für sein Spiel inspiriert hat. Es gibt in Cascadia, das grenzüberschreitend auf dem Staatsgebiet der USA und Kanadas liegt, eine Unabhängigkeitsbewegung, die sich als antifaschistisch versteht und sich gegen Rassismus engagiert. Randy Flynn kann sich mit diesem Engagement gut identifizieren. Er feierte gemeinsam mit dem Team von Flatout Games, mit dem er gemeinsam das Spiel entwickelt hat, der für den internationalen Vertrieb zuständigen Alderac Entertainment Group und dem deutschen Lizenznehmer Kosmos seinen Sieg. Flynns Cascadia ist der 44. Spiel-des-Jahres-Preisträger.
Fotos: Noah Berndorf / Thomas Ecke / Spiel des Jahres e.V. | CC BY-SA 4.0