Makatsu

Meister Makatsu: Drei Fragen an Reiner Knizia

Bei Reiner Knizias letztem großen Kartenspielhit grinste uns vom Cover ein generationsübergreifend sympathisches Lama an. Bei seinem neusten ist es ein streng dreinblickender Makaken-Affe. Ob der Chancen hat, zu einer ähnlich ikonischen Figur zu werden? Jedenfalls ist klar, dass Meister Makatsu (erschienen bei Amigo) spielerisch betrachtet die erste überaus positive Überraschung des Jahrgangs 2026 ist. Dazu habe ich dem Autor Reiner Knizia drei Fragen gestellt.

Was war wichtiger bei der Entwicklung von Meister Makatsu: Geduld und langjährige Erfahrung als Spieleautor oder ein eher spontaner Geistesblitz?

CoverReiner Knizia: Ja, wenn es so einfach wäre. Irgendwie stehen am Beginn der Entstehung neuer Spiele natürlich immer Geistesblitze, also Ideen, wenn man als Spieleautor mit offenen Augen durch die Welt geht, und wahrnimmt, was für die Menschen heute relevant und attraktiv ist. Erfahrung hilft von Anfang an, die Ideen zu lenken, auszusortieren und die aussichtsreichsten Ideen weiterzuentwickeln. Meine simple – aber dennoch tiefe – Erkenntnis ist, dass ein innovatives Spiel am einfachsten aus einem innovativen Einstiegspunkt zu erschaffen ist. Aber ich muss auch immer wieder eingestehen, dass mich der Fluch zu vieler Ideen verfolgt. Inzwischen habe ich im Studio über hundert Schubladen, und in jeder sitzt ein Spiel in den verschiedensten Entwicklungsstadien, das entwickelt werden möchte. Stolz bin ich nicht, wenn ich wieder eine neue Schublade fülle, falls noch eine frei ist, sondern wenn ich eine Schublade erfolgreich leeren kann und da das „perfekte“ Spiel herauskommt. Was ich damit sagen möchte, ist, dass weder Geistesblitze allein, noch Geduld und Erfahrung für sich genommen ein gutes Spiel bescheren. Wenn ich die Augen schließe, an einem neuen Spiel tüftle, die Spielzüge vor mir sehe, die Spielkomponenten und Spielfunktionen komponiere, und am Ende die Augen mit der Genugtuung wieder öffne, dass ich da vielleicht ein gutes Spiel gesehen habe, dann sagt das noch wenig. Wenn ich eine neue Spielidee so immer weiterentwickle, dann spielt sich das Spiel schließlich fantastisch – in meinem Kopf wohlgemerkt. Das alles ändert sich, wenn der erste spielbare Prototyp auf den Tisch kommt.

Knizia

Reiner Knizia 2019 – Kartenspiel mit Lama.

Würden Sie Meister Makatsu als Stichspiel bezeichnen?

Reiner Knizia: Dass Meister Makatsu ein Stichspiel ist, ist mir bisher noch nicht in den Sinn gekommen. Oder zumindest wäre es dann ein sehr ungewöhnliches Stichspiel. Man versucht sich ja über mehrere Spielelevel wegzuducken. Der ursprüngliche Titel meines Spiels war Duckmaus. Schon eher wäre Meister Makatsu für mich dann ein Deckbauspiel, denn über die verschiedenen Spielelevel hinweg versucht man ja gerade sich für die Zukunft ein möglichst gutes Deck aufzubauen. Aber das wäre dann auch ein einfaches Deckbauspiel einer ganz neuen Art.

Gibt es das typische Knizia-Spiel?

Reiner Knizia: Als Spieleautor habe ich natürlich den Anspruch an mich selbst, viele verschiedene und möglichst innovative Spiele zu kreieren. Es ist mir wichtig, dass mich die Branche wie auch die Spieler nicht in eine Schachtel stecken können, nach dem Motto: Das ist der Typ von Spielen, die Reiner Knizia macht. Unsere Branche lebt vom Zusammenkommen vieler bunter Vögel, wie ich immer sage, vereint durch die Liebe zum Spiel. Jeder Spieleautor hat seine eigene Handschrift, und die entwickelt sich weniger bewusst, als aus der Persönlichkeit heraus. Es gibt Geschichtenerzähler, die ihre Spiele prall mit vielen Einzelheiten und Details füllen, was oft besonders thematisch wirkt, aber auch zu einem verwaltungsintensiven Spielgeschehen führen kann. Geschichtenerzähler erzeugen viel Redundanz und erweitern das Geschehen in vielerlei Richtungen. In diesem Sinne bin ich sicher kein Geschichtenerzähler, eher das Gegenteil – ein Naturwissenschaftler. Ich versuche, das Spielgeschehen auf den Kern weniger substanzieller Abläufe zu reduzieren und Redundanz zu beseitigen. Mir ist es wichtig, dass meine Spiele leicht zugänglich sind, auf klaren Prinzipien basieren, und ihren Spielreiz besonders aus dem Miteinander der Spieler entwickeln, nicht durch eine Vielzahl von Regelvorgaben. In diesem Sinne ist das vielleicht der Typ von Spielen, die Reiner Knizia macht. Aber das orientiert sich eben nicht an einzelnen Spielekategorien, von denen ich mich ganz bewusst entfesseln möchte.

Meine ausführliche Rezension von Meister Makatsu findet sich in der soeben erschienenen spielbox 5/2025. » spielbox

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