Schrapers, Herz

30 Jahre nach Catan: Ein Japaner siegt in Berlin

Ein großartiges Spielejahr ist zu Ende gegangen. Der Japaner Hisashi Hayashi wurde für sein außergewöhnliches Spiel Bomb Busters prämiert. Gleichzeitig macht die Auszeichnung deutlich, welche große und längst weltumspannende Bedeutung das Gesellschaftsspiel hat – und welche Rolle dabei das vor genau 30 Jahren ausgezeichnete Siedler von Catan spielt.

» ZDF: Spiel des Jahres
» dpa: Zusammen zittern
» Frankfurter Allgemeine: Und es hat Boom gemacht
» Die Presse: Im Spiel des Jahres werden Bomben entschärft
» BoardGameWire: Spiel des Jahres chairman takes aim at Trump policies

Schrapers, Herz

Jürgen Herz, Jury-Gründungsmitglied von 1978, verkündet das Siegerspiel.

Zwar stand dieser Titel nicht am Beginn des Zeitalters deutschsprachiger Autorenspiele, denn diese gab es schon vorher, und der Autor Klaus Teuber hatte bei uns bereits einen Namen. Doch erst durch Catan wurde das Brettspiel auch über die Grenzen hinaus bekannt, und der Begriff des „German Style Game“ kam auf. Die USA nahmen wahr, was sich kulturell in Deutschland tat, und auch im Fernen Osten hielten die Spiele Einzug.

Hisashi Hayashi kommt sichtlich bewegt und überwältigt von Emotionen auf die Bühne. Hinter ihm: Sein Übersetzer Yannik Deplaedt.

Fast könnte man meinen, die Geschichte von Hisashi Hayashi sei aus einem fiktiven Drehbuch entstanden. Seit er vor 30 Jahren Die Siedler von Catan kennenlernte, habe er davon geträumt, selbst einmal den Spiel-des-Jahres-Award zu gewinnen, erzählt er in Berlin. Weil die aus Deutschland kommenden Spiele – wie etwa 6 nimmt – keine japanischen Regelübersetzungen besaßen, brachte er sich die für das Regelverständnis notwendigen deutschen Vokabeln selbst bei. Und dann steht er, 30 Jahre später, tatsächlich in Berlin auf der Bühne und kann seine Tränen nicht zurückhalten, so sehr ist er von Gefühlen überwältigt.

Die Begeisterung in Japan ist groß. Japanische Medien fragen an, ob sie das Videomaterial von der Preisverleihung nutzen dürfen, und die japanische Botschaft gratuliert in den sozialen Medien. In dem ostasiatischen Land ist es eine wichtige Nachricht, der erste Japaner zu sein, der einen europäischen Kulturpreis gewinnt, der in diesem Bereich weltweit am bedeutendsten ist.

Riesenjubel beim gesamten Bomb-Busters-Team.

Für Insider war der Erfolg der Bomb Busters keine Überraschung, da dieser Titel bereits seit der Spiel Essen als Favorit galt. Das Thema, bei dem es darum geht, eine Bombe zu entschärfen, ohne das falsche Kabel zu durchtrennen, unterhält uns in anderen Medien schon lange. Ob Agententhriller, Krimi oder Videospiel – was dort durch eine realistische Darstellung für Spannung sorgt, wird im Brettspiel mit seinen Comic-Zeichnungen zu einem abstrakten Zahlenrätsel. Die Spannung entsteht hier in unseren Köpfen, aber wir fühlen uns bei der Lösung nicht allein, denn wir sind aufeinander angewiesen.

Die Jury Spiel des Jahres hat Bomb Busters nicht als Familienspiel prämiert, obwohl der Verlag die deutsche Ausgabe (und nur diese) auf dem Schachteldeckel als solches anpreist. Für die Jury ist es ein Spiel für alle, die sich kooperativ einer brillant verpackten Logikherausforderung stellen möchten. Den Reiz von Bomb Busters kann man mit Freunden, Kolleginnen, Nachbarn, Jugendlichen und älteren Kindern gleichermaßen erleben.

Den Umschlag mit dem Kennerspiel des Jahres 2025 öffnet Pénélope, Mitglied des Jury des As d’Or.

Die buchstäblich weltumspannende Bedeutung des Brettspiels haben die Autoren von Endeavor – Die Tiefsee deutlich gemacht: Carl de Visser und Jarratt Grey waren rund 36 Stunden von Neuseeland nach Berlin unterwegs, um die anthrazitfarbene Auszeichnung entgegenzunehmen. Endeavor ist ein außergewöhnlicher Titel für erfahrene Kennerspielerinnen und -spieler. Thematisch überzeugt es, da die U-Boote keine zerstörerische Mission verfolgen, sondern Forschung zum Schutz der Weltmeere betreiben. Laut Verlag soll sich der plastikfreie Nachhaltigkeitsanspruch auch in der Produktion des Spiels wiederfinden. Dies wird jedoch dadurch getrübt, dass das in China hergestellte Spiel mit hohen ökologischen Kosten nach Europa transportiert werden muss. Leider wird auch Bomb Busters in China gefertigt.

Jarratt Grey und Carl de Visser bekommen den Pöppel.

Der Wiener Spieleautor Wolfgang Warsch war mit Quacks & Co., Große kleine Edelsteine und Auch schon clever bereits dreimal für das Kinderspiel des Jahres nominiert. Mit dem recht anspruchsvollen Topp die Torte, das auch in Erwachsenenrunden Spaß macht, hat er nun endlich den Sieg davongetragen. Warsch kann jetzt mit dem hölzernen Siegespöppel nach Hause fahren und diesen in seinem Regal neben den Pöppel für das Kennerspiel Quacksalber von Quedlinburg stellen.

Warsch.

Wolfgang Warsch freut sich über den Sieg in der Kinderspiel-Kategorie.

Fotos 1 bis 6: Noah Berndorf
Foto 7: Thomas Ecke | ccbysa 4.0

Ein Kommentar zu „30 Jahre nach Catan: Ein Japaner siegt in Berlin

  1. KMW

    Ich freue mich für Hisashi Hayashi. Ich habe den sympathischen Japaner 2014 in Essen kennengelernt und kurz in der spielbox vorgestellt (Heft 7/14, S.32). Da hatte er schon mehr als 20 Spiele entwickelt. Das bekannteste damals war Trains, ein lupenreines Deckbauspiel mit Eisenbahnthema.

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