Ein Erlebnis: The Rise of Queensdale (3)

Ist The Rise of Queensdale ein empfehlenswertes Spiel? Ja. Aber ich muss einräumen: Dieses Urteil befindet sich am Rande dessen, was ich als seriöse Spielekritik bezeichnen würde. Zwar habe ich mehr als ein Dutzend Partien hinter mir. Aber ich habe vieles trotzdem nicht erlebt oder gesehen. Das gilt auf der einen Seite für viele kleiner Details. Manche Regelkniffe werden ins Spiel eingeführt – und scheiden wenig später wieder aus, ohne dass wir sie wirklich erleben durften. Bei einem anderen Spielverlauf wäre das nicht geschehen, da würde stattdessen anderes untergehen.

Noch krasser sind die Unterschiede im letzten Spieldrittel, wo es nicht um Details, sondern um weit auseinandergehende Hauptstränge bei den Spielregeln geht. (Stichworte für diejenigen, die das Spiel kennen: Mauer oder Straße.) Wir haben mit dem, was wir erlebt haben, gute Erfahrungen gemacht. Ich habe jedoch von anderen Spielekritikern divergierende Eindrücke bekommen. Der eine teilt meine vorsichtige Empfehlung, der andere fand die Schlusspartien ernüchternd und ein dritter fand das Ende überhaupt nicht gut.

Bei jedem anderen Spiel würde ich sagen: Dann muss ich es selbst eben noch ein paar Mal spielen, um mir ein Bild zu machen. Das geht hier aber nicht. Das Spiel ist jetzt kaputt. 3,5 Kilo: Der größere Teil ist nach und nach im Altpapier gelandet, egal ob benutzt oder nicht. Und die ganzen hölzernen Spielefiguren, Würfel, Ressourcen sind ebenfalls ein Fall für die Tonne. (Theoretisch könnte man das Spiel in seinem Endzustand weiterhin spielen, aber das ist witzlos.) Queensdale muss sich deshalb die Frage von Aufwand und spielerischem Ertrag durchaus gefallen lassen.

Ein Legacy-Spiel kann einen Spielekritiker zeitlich an den Rand des Machbaren bringen – obwohl die reine Nettospielzeit hier noch im Rahmen des Erträglichen bleibt. Queensdale treibt die Problematik deshalb auf die Spitze, weil eben keine gradlinige Geschichte erzählt wird, die man einmalig erlebt. Sondern es bleibt zu viel Unentdecktes. Hinzu kommt die Möglichkeit unterschiedlicher Strategien. Produktionsgebäude, Lager, Würfel aufwerten, Kräutersammler, Statuen: In meinen Partien bildeten sich unterschiedliche Vorlieben. Doch ein Strategiewechsel erschien zu keinem Zeitpunkt sinnvoll, und so blieb es bei der einen Konstellation. Die Chance, mal etwas grundlegend anderes auszuprobieren, ist bei Queensdale nicht vorgesehen. Es bleibt ein einmaliges Erlebnis. Folglich ist mein – um ein paar Kollegeneindrücke angereichertes – Urteil mit großer Vorsicht zu genießen.

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Ein Erlebnis: The Rise of Queensdale
Teil 1: Legacy-Spiele liegen im Trend »
Teil 2: Achtung! Spoiler! Eine Warnung »
Teil 3: Ist es ein empfehlenswertes Spiel? »
Teil 4: Niemand wollte es mit mir spielen »

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The Rise of Queensdale: Es liegt in deiner Hand. von Inka Brand und Markus Brand. Alea / Ravensburger