ACHTUNG! SPOILER! Diese Warnung steht jetzt über mancher Besprechung von Queensdale. Oder die Überschrift lautet SPOILERFREI! Da klingt der Stolz durch, dass das Brettspielgenre etwas erschaffen kann, das eine spannende Geschichte erzählt, dessen Ende man noch nicht verraten soll.
Wobei mancher Rezensent die Gefahr, als Spielverderber angesehen zu werden, zu ernst nimmt. Denn wenn man nur noch von der Startaufstellung erzählen dürfte, müsste sich ein Filmkritiker auf die ersten fünf Minuten beschränken. Aber das tun noch nicht einmal die Trailer. Deswegen zeige ich auch Fotos von fortgeschrittenen Spielsituationen. Und wer sich durch die völlig unsortierten Aufkleberbögen durchkämpft, kann sowieso sehen, dass da noch Statuen, Wildschweine und alles Mögliche kommen könnte. Denn jede Regelergänzung wird in die Spielanleitung hineingeklebt, und gelegentlich kommt auch ein Sticker auf eines der drei Spielbretter. Gestört hat mich dabei manchmal der Aufwand, denn richtigen Aufkleber zu finden – gespoilert fühlte ich mich nie, wenn ich etwas zu früh gesehen hatte. Das mögen andere Spieler aber unterschiedlich sehen.
Bei The Rise of Queensdale werde ich euch nichts von der Geschichte und wie sie ausgeht verraten – keine Angst. Das liegt aber eher daran, dass mich die Story überhaupt nicht interessiert hat, und ich die Erzähltexte irgendwann nur noch quergelesen habe. Warum mein Kundschafter auf dem Spielbrett ständig nach Kräutern gesucht hat, hatte ich thematisch bis zum Ende nicht verstanden. Und das Schloss, das der Königin gebaut werden sollte, habe ich auch nicht gesehen. Mein Turm bekam ein fertiges Dach, und das war es.
Jede Partie beginnt mit einer Geschichten- oder Epochenkarte. Auf der befindet sich – neben der ziemlich banalen Story –immer auch eine Regelveränderung oder -ergänzung. Genau das macht den Reiz von Queensdale aus. Was passiert und wie kann man sich taktisch drauf einstellen?Hierüber im Detail zu berichten, wäre an vielen Stellen tatsächlich der berüchtigte „Spoiler“. Denn in diesem Legacy-Spiel müssen viele Entscheidungen getroffen werden, von denen man nicht weiß, welche Konsequenz sie haben. Ein Beispiel: Alle Spieler sind aufgefordert, für die Bekämpfung eines Waldbrandes eine bestimmte Zahl Würfel auf eine große Spielkarte zu legen. Was habe ich davon, wenn ich es tue, was passiert, wenn ich es unterlasse? Wir erfahren es erst später. In solche Situationen geraten wir oft in diesem Spiel. Gerade in der Spielmitte drohen dunkle Zeiten, und man ahnt nach dem noch harmlosen Waldbrand-Desaster, dass schlimmeres passieren kann. Mal trifft die „Bestrafung“ alle gleichermaßen und bedeutet bis zum Spielende eine Einschränkung für alle. Mal gibt es aber auch eine individuelle Belohnung für diejenigen, die das größte Engagement bei der Bekämpfung einer Bedrohung gezeigt haben. So entsteht Spannung, und Inka und Markus Brand sind viele unterschiedliche Situationen eingefallen. Die Vorfreude auf das, was man noch erleben kann, hält die Spielerinnen und Spieler bei der Stange.
Ein Erlebnis: The Rise of Queensdale
Teil 1: Legacy-Spiele liegen im Trend »
Teil 2: Achtung! Spoiler! Eine Warnung »
Teil 3: Ist es ein empfehlenswertes Spiel? »
Teil 4: Niemand wollte es mit mir spielen »
The Rise of Queensdale: Es liegt in deiner Hand. von Inka Brand und Markus Brand. Alea / Ravensburger