Queensdale

Ein Erlebnis: The Rise of Queensdale (1)

Legacy-Spiele liegen im Trend. Sie „vererben“ Veränderungen auf dem Spielplan, neue Elemente und Regelergänzungen von Partie zu Partie. Das 2011 erschienene Risk Legacy – deutscher Name: Risiko Evolution – war das erste derartige Spiel. Das herausragende Pandamic Legacy, hier gibt es bereits zwei Spielzeiten, baut ebenfalls auf einen bewährten Titel auf und richtet sich an die Fans von kooperativen Spielen. Mit The Rise of Queensdale ist jetzt ein weiteres Legacy-Spiel eines großen Verlages erschienen. Ravensburger hat den Riesenaufwand für ein solches Projekt gewagt, das 3,5 Kilo auf die Waage bringt. Das Duo Inka und Markus Brand hat mit Queensdale ein Epos geschaffen, das auf einem vergleichsweise konventionellen Workerplacement-Konzept aufbaut.

Alle Spieler haben fünf Würfel. Die werfen wir und setzen sie dann auf den Spielplan. Wenn der Würfel eine Ressource zeigt – Holz, Ziegel, Stein oder Geld – muss er auf die entsprechenden Felder gelegt werden. Wer zuerst kommt, erhält doppelt so viel, und wer erst am Ende kommt, geht womöglich leer aus. Meistens wichtiger sind die Würfel, die ein „A“ wie „Aktion“ zeigen. Damit kann ich die Ereignisse auf einem Nebenspielbrett auslösen, die oft Siegpunkte zur Folge haben.

Wen jemand 10 Siegpunkte hat, wird die Runde noch bis zum Einsetzen aller Würfel zu Ende gespielt. Dann geht es zur zweiten Partie. Wer 10 Siegpunkte geschafft hat – was durchaus mehrere sein können –, muss jetzt 16 erreichen, um zu gewinnen. Die Zielsiegpunktzahl steigert sich bis zur 70. Gleichzeitig steigt mit jedem Etappensieg auch die Zahl der Siegpunkte, die man für seine Aktionen erhält. Drei sind zu nennen: Der Bau von Gebäuden ist die punkteträchtigste Aktion, benötigt aber auch besonders viele Ressourcen. Wenn man auf der Stimmungsleiste – hier kann man als Aktion einen Marker verschieben – eine Fanfare erreicht, gibt es Punkte. Und die Errichtung einer recht preisgünstigen Kräuterhütte sorgt ebenfalls für Punkte. Diese sind Ausgangspunkt für meine Kundschafterfigur, die sich auf dem großen Spielbrett bewegt und dort Kräuterplättchen sammelt – in der Hoffnung, ordentliche Boni auf den Plättchenrückseiten zu finden.

Queensdale-Pömpel

Der „königliche Pömpel“ hilft beim Ein- und Ausbau der Gebäudeplättchen.

Alle diese Mechanismen greifen sehr ordentlich ineinander, ohne dass es spektakuläre Höhepunkte gibt. Beeindruckender ist das, was die beiden Brands sich haben einfallen lassen, damit zurückgefallene Spieler weiter chancenreich dabei sind. Zum einen gewinne ich, wenn ich in der ersten Partie nicht erfolgreich war, die zweite Partie weiterhin mit nur 10 Punkten. Außerdem kann ich einen meiner Würfel mit Aufklebern verbessern, die mir auf Ewigkeit erhalten bleiben – oder bis zum erneuten Überkleben. Dieses Spieleelement, das an Dice Forge erinnert, ist ganz besonders gelungen. Und wer besonders abgeschlagen ist, kann die Gegner mit Raubritterplättchen ärgern.

Im Prinzip startet jede Partie bei 0. Nur in sehr geringem Umfang können die Verlierer der Vorrunde Siegpunkte in die Folgepartie mitnehmen. Um so wichtiger ist es, Lagergebäude zu bauen. Denn durch sie ist es möglich, Ressourcen und auch Figuren zu behalten, die beim Gebäudebau oder auf der Stimmungsleiste hilfreich sind. Taktisch wogt das Spiel hin und her. Lohnt es sich, in einer Partie auf die für das Etappenziel nötigen Siegpunkte zu spielen? Oder habe ich eh keine Chance und versuche, möglichst viel zu lagern, um anschließend die beste Ausgangsposition zu haben?

Jede Partie dauert zu dritt ungefähr eine Stunde. Etwa 15 Partien – ich habe vergessen, mitzuzählen – benötigt man, um am 70-Punkte-Ziel anzulangen. Wir benötigten vier ausgefüllte Abende. Das Spiel lief durchgehend rund, die Regeln haben immer verblüffend gut funktioniert, und die schiere Masse an Ideen, die diesen zugrunde liegen, sind überaus beeindruckend. Für mich war Queensdale ein Erlebnis.


Queensdale (Alea)Ein Erlebnis: The Rise of Queensdale
Teil 1: Legacy-Spiele liegen im Trend »
Teil 2: Achtung! Spoiler! Eine Warnung »
Teil 3: Ist es ein empfehlenswertes Spiel? »
Teil 4: Niemand wollte es mit mir spielen »


The Rise of Queensdale: Es liegt in deiner Hand. von Inka Brand und Markus Brand. Alea / Ravensburger