Die Werwölfe von Düsterwald – diese Großgruppenspiel schafft tolle Erlebnisse. Viele Leute haben großartige Erinnerungen an besonders emotionale Partien. Allerdings hat das Spiel einen Nachteil. Man kann früh ausscheiden, sogar sehr früh, und muss als stumm staunender Betrachter der Szenerie beiwohnen. Das kann unterhaltsam sein. Aber wirklich mitspielen ist besser. Die aktuellen Werwolf-Nachfolger Götterdämmerung und Werwörter garantieren das. Aber machen sie es wirklich besser?
Bei diesem Spiel stirbt niemand. Wer seine Rollenkarte umdreht, wird lediglich in die Unterwelt versetzt. Ob ein Spieler Verschwörer (böse) oder Verteidiger (gut) ist, verrät eine zweite Karte, die erst bei Spielende gelüftet wird. Nacht und Tag lösen sich ab, das kennen wir von den Werwölfen. Ein Moderator ist nur in sher großen Runden sinnvoll. In kleineren legen die Verschörer des Nachts einen Würfel vor den Spieler, der in die Unterwelt verbannt wird. Seherische Fähigkeiten verleiht die Orakelkarte pro Runde einem zufällig ausgewählten Spieler. Bevor bei Tag abgestimmt wird, kann Thor einem Spieler das Stimmrecht entziehen, Hel kann ihn zudem verbannen. Wenn eine Gruppe komplett in der Unterwelt gelandet ist, hat sie verloren. Vieles ist ähnlich wie bei den Werwölfen. Die Ausnahme: Auch in der Unterwelt ist man noch quicklebendig. Klarer Nachteil: Es gibt keine Zwischenergebnisse. Nur die Verschwörer wissen, wer bereits erwischt wurde. Die große Mehrheit der Verteidiger tappt bis zum Schluss im Ungewissen. Das ist leider gar nicht spannend, sondern im Gegenteil. Götterdämmerung ist ein recht langweiliges Spiel.
Werwörter ist das erste Spiel, bei dem mich die Unterstützung durch eine App wirklich begeistert. Sie teilt sich die Aufgaben der Moderation mit dem Bürgermeister, der gleichzeitig auch noch eine normale Rolle einnimmt. Die App zeigt des Nachts mehrere Wörter an, aus denen sich der Bürgermeister einen Begriff aussucht. In den anschließenden Nachtphasen teilt die App auch dem Werwolf bzw. -den wölfen sowie der Seherin das Wort mit. Nur die Dorfbewohnerinnen wissen nicht, worum es geht. Sie müssen nun den Tag nutzen, um den Bürgermeister zu befragen. Der darf nicht reden, sondern gibt mit Ja-, Nein- und Weiß-nicht-Chips die Antworten. Die Seherin steht auf der Seite der Dorfbewohnerinnen und versucht, diese durch geschickte Fragestellungen zu unterstützen, ohne dass die Werwölfe ihre Strategie durchschauen. Und die Werwölfe stellen ihre Frage so, dass die Ratenden auf die falsche Fährte gelockt werden.
Nach vier Minuten geht der Tag zu Ende. Entweder es wurde richtig geraten – dann gewinnt das Dorf – oder die Werwölfe siegen, weil das Rätselwort nicht gefunden wurde. Doch Achtung! Jeder verdient eine zweite Chance. Die Werwölfe können den Sieg doch noch an sich reißen, wenn sie die Seherin enttarnen. Und die Dorfbewohnerinnen wandeln ihre Niederlage in einen Erfolg um, wenn sie mehrheitlich wissen, wer Werwolf ist. Wie dosiere ich als Seherin oder Werwolf meine Fragen, so dass mich niemand enttarnt? Taktisch gut vorzugehen und kreativ die Fährten zu legen – das ist die ganz besondere Herausforderung. Die Werwörter-Kombination aus Rätselspiel und Düsterwald-Motiven ist super! Bereits mit nur vier Spielern und – noch besser – in großer Runde mit bis zu acht Personen macht es sehr viel Spaß.
Götterdämmerung. von Hans Joachim Höh und Christof Schilling. Amigo
Werwörter: Das Wort-Spiel mit geheimen Rollen. von Ted Alspach. Ravensburger