Vier Tage Gen Con – die zweitgrößte Publikumsveranstaltung der Welt für nicht-elektronische Spiele findet jährlich in Indianapolis statt. Manches ist so wie auf den Internationalen Spieltagen in Essen, manches ist völlig anders. Mehr zu den Gemeinsamkeiten und Unterschieden ist in meinem Artikel nachzulesen, der in der spielbox 6/2019 erscheinen wird.
Zwischen Cosplay und Rollenspielen finden sich auf der Gen Con auch sehr viele Brettspiele, die an Messeständen angespielt und an langen Tischen in Riesenhallen, Ballsälen diverser Hotels und auf dem abgedeckten Rasen des überdachten Lucas Oil-Football-Stadions (siehe Foto) komplett ausprobiert werden können. Darunter sind auch vielen Neuheiten, die voraussichtlich im Oktober auf Deutsch erscheinen werden, die ich in Indianapolis spielen konnte.
Bei Little Town (von Shun und Aya Taguchi, Iello) setzten wir unsere Arbeiter auf eine Landkarte, wo sie Ressourcen einsammeln, die sie für ihre Verpflegung und zum Bau von Gebäuden benötigen. Anfangs ist man damit beschäftigt, dass niemand Hunger leidet. Bald aber erweitern die Gebäude mit ihren unterschiedlichen Funktionen die Möglichkeiten, und Little Town erweist sich als ein sehr interessantes Spiel. Es beeindruckt mit seinen einfachen Regeln, die für ein sehr zugängliches und ziemlich strategisches Workerplacement-Spiel sorgen.Roll and Write liegt weiterhin im Trend, aber es fällt immer schwerer, neue Akzente zu setzen. Cat Café (von Lee Ju-Hwa, Mangoo/Alley Cat Games) will den Katzen ein angenehmes Leben bieten – und wir malen deshalb entsprechend unseres Würfelwurfs kleine Mäuse oder Futternäpfe auf die Etagen der Kratzbäume. Viel zu kleine Schrift auf den Schreibblöcken und unser Gekrakel machen es mühsam, einen Überblick zu behalten und die gegnerischen Fortschritte zu beobachten.
Era (von Matt Leacock, Eggertspiele) versucht es ein wenig anders, nämlich mit Roll und „Steck“. Hier wird nichts aufgeschrieben, sondern wir würfeln und stecken mittelalterliche Gebäude und Mauern aus Kunststoff in unser Tableau. Das macht zunächst viel Freude und sorgt für einen sehr anschaulichen Fortschritt. Trotzdem endet die Partie in ziemlicher Unübersichtlichkeit und an die aufwändige Schlussabrechnung muss man sich vielleicht erst noch gewöhnen.
Push (von Prospero Hall, Ravensburger) ist ein einfaches und lockeres Kartenspiel, das sich schnell mal zwischendurch spielen lässt. Wir ziehen vom Stapel, solange wir möchten. Doch sobald in unserer drei Kartenreihen weder für die Kartenfarbe noch für die Zahl Platz ist – denn alles darf nur jeweils einmal vorkommen – ist Schluss. Dann bekommt man gar nichts und muss zur Strafe auch noch den Würfel werfen, der entscheidet, ob man von einer bestimmten Farbe alle zuvor gesammelten Karten wegwerfen muss.
Terror Below (von Mike Elliott, Renegate Game Studios) ist ein anspruchsvoller Titel, bei dem wir gegen Riesenwürmer kämpfen, die aus der Erde herauswachsen. Mit unseren Autos fahren wir über den Spielplan und versuchen, den Würmern auszuweichen – oder sich ihnen zu stellen, um sie mit unseren diversen Waffen zu besiegen. Es ist ein vielfältiges Spiel, bei dem es schwierig ist, mehr als nur einen groben Ersteindruck zu gewinnen. Hier benötige ich eine definitiv eine weitere Partie, um zu einer Einschätzung zu kommen.
Wortratespiele bestechen oft durch ihren unglaublich einfachen Mechanismus. Bei Letter Jam (von Ondra Skoupý, CGE) ist es anders, ohne dass ein kompliziertes Spiel entsteht. Nach und nach versuchen wir einzelne Buchstaben unseres Ratewortes herauszufinden. Die Mitspieler sehen diesen Buchstaben und wir gegen uns mit Hilfe anderer Worte Tipps, um welchen es sich handelt. Ich habe das Spiel mit den Freunden von Boardgamegeek in englischer Sprache gespielt – was ein gewaltiges Handicap war. Trotzdem hat es Spaß gemacht, und da wir uns auf einfache Vier-Buchstaben-Worte beschränkt haben, haben wir gewonnen. Ich freue mich auf meine nächste Partie – dann in deutscher Sprache.