Martina Silbermann von der Firma SpieleTruhe beliefert Büchereien und wies darauf hin, dass ein Spiel nach fünf Jahren im Bestand oder nach 50 Ausleihen zumeist ausgetauscht werden müsse. Sie macht die Spiele „fit to play“, beschreibt sie den Service, bei dem unter anderem alle Spielbestandteile fertig ausgestanzt und Schachteln und Teile der Materialien in Folie eingeschlagen werden.
Renate Fuchs von den European Toy Liberies beschrieb, dass Ludotheken außerhalb Deutschlands neben den Schachtelspielen oft auch andere Spielsachen ausleihen. „Bei Spielsachen ist es nicht leise, deswegen ist das von der Bibliothek getrennt“, so das schweizerische Beispiel.
Spiel im öffentlichen Raum findet auch in Spielecafés statt. In Deutschland ist das aber noch in den Anfängen, weil hier traditionell zu Hause gespielt wird und die Menschen es nicht gewohnt sind, bei Gaststättenbesuchen viel Geld zu bezahlen. Ein großes Spielecafé, das nicht nur Beratung an der Theke bietet, sondern einen Mitarbeiterstamm mit mehreren Spieleerklärern hat, müsste jedoch Preise nehmen, die mit einem Kinobesuch vergleichbar sind.
Michael Schmitt vom Verband der Spiliotheken ist mit seiner Spielwiese ein Pionier Berlin. Er erzählt, wie sein in zentraler Lage befindliches Spielecafé nicht nur Kenner anlockt, sondern auch diejenigen, die Klassiker wie Risiko kennen. Hier ergebe sich immer die Chance, diese an neue Spiele heranzuführen.
Christian Beiersdorf, Geschäftsführer der Spieleautorenzunft, sprach an, dass der Spiel des Jahres e.V. mit seinem letztjährigen Förderprogramm einen wichtigen Anstoß gegeben hat, um für ein größeres Angebot in Biblio- und Ludotheken zu sorgen. Petra Fuchs (Spielecafé der Generationen Pfarrkirchen) sprach sich darüber hinaus für mehr öffentliche Fördertöpfe aus, die dem Brettspiel zu Gute kommen. Im digitalen Bereich gäbe es das schon längst. Bei Fuchs wird das Spielen im ehrenamtlichen Rahmen gestaltet, was in Deutschland immer noch die Regel ist. Allerorts gibt es Spielekreise, die sich in Privatwohnungen, in Jugend- und Gemeindezentren oder auch in Kneipen treffen, und ihre selbst erworbenen Spiele mitbringen.
Thomas Patzner machte deutlich, dass er in erster Linie die öffentlichen Bibliotheken in der Pflicht sieht. Es gebe 6000 in Deutschland, und die öffnen sich immer mehr in den Sozialraum. Er räumte ein, dass viele Bibliotheksmitarbeitenden keine fundierten Kenntnisse von Spielen haben. Anregungen aus dem Publikum, Spieleberatung durch Verschlagwortung, Top-10-Listen, Datenbanken oder künstliche Intelligenz zu erleichtern, griff Patzner nicht auf. „Ich brauche keine Schlagwörter“, stimmte er der These zu, dass das Problem nicht die Beratung der Spieleinteressierten sei. Auch YouTube-Videos sieht er nicht als den Königsweg für die Vermittlung eines analogen Mediums. „Die Erklärkompetenz haben wir aber in den Spielekreisen“, sagte Patzner. Er schlug vor, dass sich die ehrenamtlichen Spielekreise mit den Bibliotheken zusammentun. Er habe dies bereits angestoßen und hat deshalb bei seinen Spielenachmittagen und Abenden immer kompetente Spieleerklärer im Haus, die das ehrenamtlich leisten. „Der Wechsel von der leisen zur lebendigen Bibliothek ist im Gange.“