Die boomende Entwicklung des analogen Spiels ist der Wochenzeitung Die Zeit eine ganzseitige Infografik wert. Auf den Plätzen 10, 9 und 8 der Top Ten der meistverkauften Brettspiele im Jahr 2021 befinden sich drei Exit-Titel: Der verwunschene Wald, Der versunkene Schatz und Das Haus der Rätsel, die sich alle auf dem „Einsteiger-Level“ der erfolgreichen Escape-Room-Reihe bewegen. Auf Platz 7 liegt Scrabble. Es folgen vier als Spiel des Jahres ausgezeichnete Titel – Platz 6 Catan (1995), 5 Rummikub (1980), 4 Pictures (2020), 3 MicroMacro (2021). Auf Platz 2 findet sich überraschend das Geschicklichkeitsspiel Jenga. Über der Nummer 1 bei den Brettspielen (Kartenspiele bleiben unberücksichtigt) breiten wir den Mantel des Schweigens aus.
Die Umsätze bei den Gesellschaftsspielen sind von 400 Millionen Euro in 2014 und 550 Millionen in 2018 auf 700 Millionen in 2020 gestiegen. „Trotz Video- und Handyspielen“, wundert sich die Zeit, obwohl da gar kein Zusammenhang besteht. Genauso hätte die Zeitung schreiben können, dass der Umsatz von Brettspielen trotz steigenden Interesses an Sonntagsspaziergängen gestiegen sei.
Fakt ist: Die Umsätze steigen, weil die Menschen gerade in Zeiten zunehmender Digitalisierung – egal ob im Beruf, in der Ausbildung oder der Freizeit – ein zunehmendes Bedürfnis an wirklichen Gemeinschaftserlebnissen haben. Kein Wunder, dass die Nachfrage gerade auch nach Erwachsenenspielen steigt. Um plus 37 Prozent im Vergleich zum vorpandemischen Jahr 2019 seien die Umsätze gestiegen, notiert die Zeit. „1500 neue Spiele erscheinen jedes Jahr in Deutschland.“ Diese Größenordnung wird oft in Zusammenhang mit den Internationalen Spieltagen in Essen genannt, sie umfasst aber auch die dort gezeigten nicht-deutschsprachigen Ausgaben der Spieleneuheiten. Selbst wenn man alle Erweiterungen, Neuauflagen und Varianten mitzählt, dürfte die realistische Zahl der in Deutschland erschienenen Spiele weit unter 1000 liegen. Die Anzahl der „echten“ Neuerscheinungen, die im Handel erhältlich ist, liegt sogar unter 500.