Bas, Schrapers, Budde

Parlamentarischer Spieleabend mit Bärbel Bas

Es war eine Premiere: Erstmals fand in einem Saal des Bundestages ein Parlamentarischer Spieleabend statt, veranstaltet vom Verein Spiel des Jahres. „Mit der Veranstaltung wirbt er für den Kulturwert analoger Spiele – und dieser offenbart sich eben am besten dann, wenn selbst gespielt wird“, berichtete die Süddeutsche Zeitung. „Deshalb sitzen an diesem Abend eine Mischung aus politischem Personal und Spielkritikern gemeinsam vor aktuellen preisgekrönten Gesellschaftsspielen, dazu stehen Helferinnen und Helfer bereit, um die Regeln zu erklären. Die Idee, einfach mal Brettspiele mit Abgeordneten zu spielen, noch dazu im Bundestag, hatte Harald Schrapers, Vorsitzender von Spiel des Jahres, schon vor Jahren. Jetzt hat es endlich geklappt. Auch Harald Schrapers ist klar, dass das natürlich nicht einer gewissen Komik entbehrt: Abgeordnete, die gemeinsam Brettspiele spielen, genau in der Woche, in der die Koalition auf dem Spiel steht. ,Das ist ja aber eigentlich auch das Spannende am Spiel‘, sagt der Vorsitzende. ,Da kann man in einem geregelten Rahmen gemeinsam an einen Tisch kommen.‘“
» Süddeutsche Zeitung: Spieleabend für Abgeordnete
» spiel-des-jahres.de: Spielkultur landet im Bundestag
» bundestag.de: Bundestagspräsidentin nimmt am ersten Parlamentarischen Spieleabend teil
Die Intention des Abends – dem letzten, an dem die Ampel-Koalition noch existierte – habe ich im Spiel-des-Jahres-Podcast und in einem Interview des Magazins spielbox erläutert:

Uns ging es nicht um eine Förderung für uns als Verein oder das Spiel des Jahres analog zur Unterstützung des Deutschen Computerspielpreises beziehungsweise Einflussnahme auf konkrete Gesetzesvorhaben, sondern wir verfolgen eher ein abstraktes Ziel: Wir möchten das Kulturgut Spiel auf die Agenda der Politik setzen.

Bundestagspräsidentin Bärbel Bas eröffnet den Abend mit einer Partie Sky Team.

Dass das Thema in den politischen Entscheidungsprozessen zu wenig präsent ist, zeigt der Kulturpass, mit dem 18-Jährige hundert Euro bekommen, um das Geld für Kulturgüter wie Bücher, Schallplatten oder Theaterbesuche auszugeben. Das Brettspiel wurde dabei schlicht vergessen. Das nachträglich bemühte Argument, dass es in dem Zusammenhang mit dem EU-Beihilferecht schwierig geworden wäre, auch Brettspiele in den Kulturpass mit aufzunehmen, könnte man in Zukunft auch direkt entkräften, wenn Politiker das Feld der analogen Spiele in ihre Entscheidungen überhaupt mit einbeziehen würden. Dann wäre es denkbar, dass Projekte rund ums Spielen häufiger gefördert werden. Da muss natürlich viel auf kommunaler Ebene passieren. Aber auch das kann man über einen Palamentarischen Abend erreichen: Die Bundestagsabgeordneten sind viel in ihren Wahlkreisen unterwegs und dort stark verwurzelt. Und im Koalitionsvertrag der Ampel stand, dass das Spiel in der Deutschen Nationalbibliothek aufgenommen werden soll, diese Entscheidung steht noch aus.

Die Spiele-Autoren-Zunft, die SAZ, drängt schon ewig darauf, dass es Parlamentarische Abende geben sollte. Der Vorsitzende der SAZ, Hartmut Kommerell, war an unserem Abend übrigens auch dabei. Und wir hatten Carol Rapp als Geschäftsführerin des Merz-Verlags eingeladen, damit sie über die Spiel erzählen kann. Politiker haben sich bislang eher auf Videospiele konzentriert, sicherlich weil die Games-Branche ökonomisch noch einmal eine andere Dimension hat, aber auch weil es cool ist, sich zu allem, was digital ist, zu bekennen.

Spielerunden

Analoge Spiele im Bundestag: eine Premiere.

Wir möchten das Kulturgut Spiel auf die Agenda der Politik setzen. Das Thema ist schwierig in Politik und Öffentlichkeit unterzubringen, obwohl viele Menschen spielen. Aber man sieht das nicht, weil es meist im privaten Rahmen stattfindet. Wir wollen zeigen, dass Gesellschaftsspiel viel mehr als Kniffel und Monopoly ist. Dafür wollen wir Verständnis wecken – und Mitkämpfer für unsere Sache unter den Abgeordneten und deren Mitarbeitenden finden. Es waren mehr Leute als geplant da, aber weniger, als sich angemeldet hatten. Das hatte sicherlich auch mit vielen unvorhergesehenen Terminen in der Woche zu tun, als es zum Bruch der Ampel kam. Die da waren, fanden unser Anliegen gut und wichtig – und sie haben sicherlich alle einen besonderen Abend erlebt, den es so für Bundestagsabgeordnete noch nicht gab, habe ich im Interview mit spielbox-Chefredakteur Andreas Becker gesagt.

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